Der Pate und New Hollywood
Der Weg zum New Hollywood
„Wir überfallen Banken“. Genau wie dieses Zitat wurden auch die beiden dazugehörigen Personen zum Mythos. Bonnie Parker und Clyde Barrow. Das Leben des Gangsterpärchens wurde 1967, knapp 33 Jahre nach ihrem Tod, von Arthur Penn verfilmt und gilt heute als Start einer neuen Filmära, die Ära des New Hollywoods. Doch diese wäre ohne die Arbeit der jungen Filmemacher in Frankreich nicht möglich gewesen. Ihr Schaffen und Wirken verhalf der Kinolandschaft zu mehr Aufschwung und neuen Impulsen. Die Geburtsstunde der sogenannten „Nouvelle Vague“ war im Jahr 1959, als drei relativ unbekannte Filmemacher (Francois Truffaut, Alain Resnais und Marcel Camus) für das Filmfestival in Cannes nominiert wurden. Mit der Zeit entwickelten sich „Jugend und Erneuerungen [...] zu einem Trend“ (Frisch 2007: S. 23). Vor allem Francois Truffaut wurde zu einem Meister des neuen französischen Films. Mit seinem Artikel „Eine gewisse Tendenz im französischen Kino“ in den „Cahiers du cinéma“ aus dem Jahr 1954 kritisierte er die alte Produktionsweise der Filme. „Die Nouvelle Vague als Bewegung im Film wurde 1959 zu einem international gefeierten Ereignis, als Truffaut in Cannes für seinen ersten Spielfilm [...] den Regiepreis erhielt und im selben Jahr über fünfzig junge Filmemacher ihre ersten Spielfilme in die Kinos brachten“ (ders.: S. 13). Immer wieder tauchte das Wort „neu“ auf: Nouvelle Chanson, Nouveau Roman, Nouveau Théâtre und auch in Nouvelle Vague steckt es drin (ders. S. 23). Die Jugendbewegung wuchs weiter. Immer mehr junge Filmemacher versuchten ihr Glück und revolutionierten dadurch das Kino in Frankreich. Nicht nur dort. Denn dieser Wandel setzte seinen Siegeszug in verschiedene Teile der Welt fort. So auch auf der „anderen Seite des Ozeans“.
Die Ausgangsposition in den USA war alles andere als rosig. Das „Golden Age of Hollywood“ neigte sich in den letzten Jahren der 1960er Jahre dem Ende zu. Der Hays Code, ein Richtlinienkatalog zur Herstellung von US-amerikanischen Filmen im Hinblick auf die moralisch akzeptable Darstellung, wurde abgeschafft und große Regisseure, wie Alfred Hitchcock oder John Ford hatten ihre wichtigste Zeit schon hinter sich. Immer mehr Filme wurden am Publikum vorbei produziert und erreichten somit kaum noch Zuspruch. Außerdem verbreitete sich der Fernseher weiter. Viele blieben lieber Zuhause, als in das Kino zu gehen. Zu dieser Zeit gab es einen Aufschwung in Europa, Vorreiter war Frankreich. Die verloren gegangene Kreativität bei vielen Filmproduktionen war den dortigen jungen Cinéasten ein Dorn im Auge, außerdem übernahm der Regisseur mehrere wichtige Rollen auf einmal. So war er nebenbei zum Beispiel auch Drehbuchautor. „Die jungen Filmexperten sahen das Hauptproblem in der Tatsache, dass die Filmproduktion in einen zu mechanischen Zustand verfallen war, bei dem die übliche Arbeitsteilung von Drehbuch, Regie, Schnitt und Kamera den Filmen die Eigenschaft als Gesamtkunstwerk raubten“ (Artikelmagazin 2011). Es musste etwas passieren. 1959 war dann dieses Jahr der Veränderungen und vor allem das Jahr der bedeutendsten Revolution in der Geschichte des Films, der „Nouvelle Vague“. Vor allem Namen wie Claude Chabrol, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette, Eric Rohmer und François Truffaut werden mit dieser Zeit in Verbindung gebracht. Die prägenden Regisseure begannen alle als Filmkritiker bei den „Cahiers du cinéma“. Dort veröffentlichte François Truffaut den Artikel „eine gewisse Tendenz im französischen Film“, welcher den Stein ins Rollen brachte. Truffaut kritisiert dabei die Drehbuchautoren, die damals hauptsächlich Literatur als Vorlage für ihre Drehbücher verwendet haben. Er vertrat die Meinung, dass das Kino von Regisseuren gemacht werden sollte, und nicht von Schriftstellern.
Unterstützung fanden die Jungregisseure in der neuen Technik, die durch den Fernseher zur Verfügung stand. So gab es seit neuestem leichtere Kameras, die nun nicht mehr auf Schienen bewegt werden mussten, sondern auf den Schultern getragen werden konnten und es gab ultrasensible Filme. Diese ermöglichten auch ein Filmen im natürlichen Umfeld mit schwachen Lichtverhältnissen und ohne künstliche Beleuchtung. Weiterhin wurden Nouvelle Vague-Filme durch kleine Technikteams und Laiendarsteller anstatt von teuren Stars möglich. Damit war das Budget dieser Filme zwei bis fünfmal kleiner als das von einem traditionellen Film. Und trotzdem entstand Filmgeschichte, wie mit „Sie küssten und sie schlugen ihn“ aus dem Jahr 1959 von François Truffaut.
Auch andere Länder schlossen sich dieser Revolution an. So folgte bald England mit dem „Free Cinema“, in Lateinamerika entwickelte sich das „Cinema Novo“, in Deutschland der „Neue Deutsche Film“ und in den USA begann die Ära des „New Hollywood“. Neben „Bonnie und Clyde“ von Arthur Penn gilt auch „Die Reifeprüfung“ von Mike Nichols als Startschuss. Beide Filme stammen aus dem Jahr 1967. Die neuen US-amerikanischen Filme sind realer, gesellschaftskritischer und politischer. Filme fanden nun nicht mehr in einer Traumwelt mit einem Helden als Hauptcharakter statt, sondern normale Menschen mit echten Problemen wurden behandelt. Oft wird sich mit den Protestbewegungen, die zu dieser Zeit stattfanden, auseinander gesetzt. Verknüpft mit aktueller Musik, zum Beispiel von „The Doors“, „The Rolling Stones“ und Bob Dylan, entstehen Kinoschlager.
William Friedkin, Peter Bogdanovich, Roman Polánski und Francis Ford Coppola bildeten in den 1970er Jahren den Höhepunkt des New Hollywoods. Neben kommerziell sehr erfolgreichen Produktionen, erfanden sie auch das Blockbuster-Kino, dass das Ende der New Hollywood-Ära einläutete.
Die Ausgangsposition in den USA war alles andere als rosig. Das „Golden Age of Hollywood“ neigte sich in den letzten Jahren der 1960er Jahre dem Ende zu. Der Hays Code, ein Richtlinienkatalog zur Herstellung von US-amerikanischen Filmen im Hinblick auf die moralisch akzeptable Darstellung, wurde abgeschafft und große Regisseure, wie Alfred Hitchcock oder John Ford hatten ihre wichtigste Zeit schon hinter sich. Immer mehr Filme wurden am Publikum vorbei produziert und erreichten somit kaum noch Zuspruch. Außerdem verbreitete sich der Fernseher weiter. Viele blieben lieber Zuhause, als in das Kino zu gehen. Zu dieser Zeit gab es einen Aufschwung in Europa, Vorreiter war Frankreich. Die verloren gegangene Kreativität bei vielen Filmproduktionen war den dortigen jungen Cinéasten ein Dorn im Auge, außerdem übernahm der Regisseur mehrere wichtige Rollen auf einmal. So war er nebenbei zum Beispiel auch Drehbuchautor. „Die jungen Filmexperten sahen das Hauptproblem in der Tatsache, dass die Filmproduktion in einen zu mechanischen Zustand verfallen war, bei dem die übliche Arbeitsteilung von Drehbuch, Regie, Schnitt und Kamera den Filmen die Eigenschaft als Gesamtkunstwerk raubten“ (Artikelmagazin 2011). Es musste etwas passieren. 1959 war dann dieses Jahr der Veränderungen und vor allem das Jahr der bedeutendsten Revolution in der Geschichte des Films, der „Nouvelle Vague“. Vor allem Namen wie Claude Chabrol, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette, Eric Rohmer und François Truffaut werden mit dieser Zeit in Verbindung gebracht. Die prägenden Regisseure begannen alle als Filmkritiker bei den „Cahiers du cinéma“. Dort veröffentlichte François Truffaut den Artikel „eine gewisse Tendenz im französischen Film“, welcher den Stein ins Rollen brachte. Truffaut kritisiert dabei die Drehbuchautoren, die damals hauptsächlich Literatur als Vorlage für ihre Drehbücher verwendet haben. Er vertrat die Meinung, dass das Kino von Regisseuren gemacht werden sollte, und nicht von Schriftstellern.
Unterstützung fanden die Jungregisseure in der neuen Technik, die durch den Fernseher zur Verfügung stand. So gab es seit neuestem leichtere Kameras, die nun nicht mehr auf Schienen bewegt werden mussten, sondern auf den Schultern getragen werden konnten und es gab ultrasensible Filme. Diese ermöglichten auch ein Filmen im natürlichen Umfeld mit schwachen Lichtverhältnissen und ohne künstliche Beleuchtung. Weiterhin wurden Nouvelle Vague-Filme durch kleine Technikteams und Laiendarsteller anstatt von teuren Stars möglich. Damit war das Budget dieser Filme zwei bis fünfmal kleiner als das von einem traditionellen Film. Und trotzdem entstand Filmgeschichte, wie mit „Sie küssten und sie schlugen ihn“ aus dem Jahr 1959 von François Truffaut.
Auch andere Länder schlossen sich dieser Revolution an. So folgte bald England mit dem „Free Cinema“, in Lateinamerika entwickelte sich das „Cinema Novo“, in Deutschland der „Neue Deutsche Film“ und in den USA begann die Ära des „New Hollywood“. Neben „Bonnie und Clyde“ von Arthur Penn gilt auch „Die Reifeprüfung“ von Mike Nichols als Startschuss. Beide Filme stammen aus dem Jahr 1967. Die neuen US-amerikanischen Filme sind realer, gesellschaftskritischer und politischer. Filme fanden nun nicht mehr in einer Traumwelt mit einem Helden als Hauptcharakter statt, sondern normale Menschen mit echten Problemen wurden behandelt. Oft wird sich mit den Protestbewegungen, die zu dieser Zeit stattfanden, auseinander gesetzt. Verknüpft mit aktueller Musik, zum Beispiel von „The Doors“, „The Rolling Stones“ und Bob Dylan, entstehen Kinoschlager.
William Friedkin, Peter Bogdanovich, Roman Polánski und Francis Ford Coppola bildeten in den 1970er Jahren den Höhepunkt des New Hollywoods. Neben kommerziell sehr erfolgreichen Produktionen, erfanden sie auch das Blockbuster-Kino, dass das Ende der New Hollywood-Ära einläutete.
Einflüsse der Nouvelle Vague und des New Hollywoods
„Die Nouvelle Vague zählt zu den wichtigsten Erneuerungs- Bewegungen (sic) des französischen Kinos“ (Schiffauer o.J.). Die Revolution des Kinos begann vor allem damit, dass Jungregisseure eine offenere, narrativere Form des Films umsetzen wollten. Doch nicht nur der Stil des Kinos sollte verändert werden, auch wurde den Regisseuren nun eine wichtigere Rolle zugedacht. An allen Schritten der Filmentstehung beteiligt, kommt es dazu, dass jedes Werk die individuelle Handschrift des Filmemachers erhält. Dadurch erklärt sich, warum viele entstandene Filme zu dieser Zeit keine beziehungsweise kaum Gemeinsamkeiten besitzen. Auch die Musik spielt eine wichtige Rolle. Sie verleiht den gesprochenen Worten, dem Schweigen oder der Situation erst die richtige Stimmung. Immer mehr junge und unbekannte Schauspieler fanden Arbeit. Dadurch war es möglich, Filme mit einem relativ kleinen Budget zu drehen.
Während das Kino in der Krise steckte, nahm der Fernseher seinen Siegeszug auf. Später profitierten auch die Filmcrew davon. Bedarfsveränderungen führten zur Weiterentwicklung der Technik. Neuartige, leichtere Kameras und lichtempfindlicheres Filmmaterial machten ein Drehen außerhalb des Studios leichter und ermöglichten das Arbeiten ohne künstliches Licht Das wurde gleich ausgenutzt, in dem man auf die Straße ging, häufig in Vororten oder Städten, und die Realität filmte.
Charakteristisch für die handelnden Personen sind oft Willkürlichkeit und Sprunghaftigkeit. Neben Jump Cuts, „Schnitte, die die Regeln des stimmigen Übergangs zwischen zwei Einstellungen brechen“ (Stroh o.J.), werden auch Achsensprünge, ein Überspringen der Handlungsachse zwischen zwei Einstellungen (vgl. ebd.), verwendet. Diese desorientierenden Effekte erzeugen gewollte Impressionen von Rastlosigkeit und Nervosität (vgl. King 2002: S. 12). Durch die neue Filmtechnik und den oft außergewöhnlichen Erzählstil wurden die Regeln des früheren Films durchbrochen. Es kam zu einem Wandel, der auch dem jüngeren Publikum gefiel und es zurückholte in die Kinosessel.
Mit der Zeit schwappten die Wellen der Nouvelle Vague auch nach Nordamerika. Die Filme entfernten sich von dem klassischen Hollywoodstil. Die Zeit des „Golden Age“ war vorbei. Das bedeutet: weg von den klassischen drei Genres, Komödie, Action, Western, weg von den typischen hochbezahlten Stars (zum Beispiel Western-Filme mit John Wayne) und weg von der Vorherrschaft der Produktionsfirmen. Typisch für das „Golden Age of Hollywood“ war, dass die Filme einen Helden besaßen und in einer Traumwelt spielten, um das Publikum nicht mit der Realität zu konfrontieren. Im Gegensatz dazu steht das New Hollywood. „‚New-Hollywood‘-Filme spielen nicht in einer Traumwelt, sondern skizzieren die realen Probleme von wirklichen Personen. Helden im eigentlichen Sinne gibt es nicht – viele der Protagonisten scheitern am Ende des Films“ (Zankl 2014). Auch auf das klassische „Happy End“ wurde oft verzichtet. Viele Regisseure ließen sich von den Nouvelle Vague Regisseuren inspirieren. Sie rückten nun näher in das Zentrum der Filmproduktion und verliehen auch hier ihren Filmen eine ganz eigene Charakteristik. Es wurden sowohl inhaltliche Experimente als auch Experimente in der Umsetzung gewagt. Die Werke sollten tiefgründig, subtil und künstlerisch sein. „Das Besondere an den ‚New Hollywood‘-Filmen ist, dass sie zeitgenössische politische und kulturelle Ereignisse aufnehmen und diese filmisch umzusetzen versuchen. Thematische Grundlage dieser Filme ist all das, was auf den Straßen Amerikas stattfindet: die Hippie-Kultur, die Bürgerrechtsbewegung, die Studentenunruhen, der Kampf gegen das Establishment und der Wunsch nach individueller Freiheit. Verunsichert wird die Nation durch die Watergate-Affäre und die derbe Niederlage im Vietnam-Krieg. Auch diese Ereignisse werden in den Filmen verarbeitet und tragen oftmals zur negativen Grundstimmung der Werke bei“ (ebd.). Oft wirkten diese Themen passender für ein männliches Publikum, darum setzten sich auch hauptsächlich männliche Schauspieler durch. Das junge Publikum fand Gefallen an dem narrativen Stil vieler Filme, der „offener und frischer“ (Schiffauer o.J.) war.
Dank der Erneuerungen der Technik, floh man aus dem Studio und drehte oft an Originalschauplätzen, womit man „dem Film eine sehr dichte Atmosphäre und Authentizität verlieh“ (ebd.). Stilmittel werden mehr und mehr eingesetzt.
Auch die neue Rolle der Regisseure wurde nach kommerziellen Erfolgen anerkannt. „Regisseure wie Spielberg, Lucas, Coppola, aber auch New Hollywood-Kollegen wie Martin Scorsese, Brian De Palma oder John Carpenter experimentierten zunächst weniger mit Erzählstrukturen; viel- mehr (sic) revitalisierten sie klassische Genres durch eine sehr ausgeprägte, persönliche Handschrift, die alle ihre Filme auszeichneten und ihren Status als Film-Auteurs festigte“ (Schiffauer o.J.). Damit lösten sie das Kino aus der vorherigen starren Form und gaben ihm neue Impulse (vgl. Stechert 2014).
Der Pate als New Hollywood-Film besitzt in meinen Augen auch viele Einflüsse der französischen Filme dieser Zeit. Wie schon bei Werken aus der Nouvelle Vague spielt auch in „Der Pate“ die Musik eine große Rolle. Sie wird gekonnt und nicht übertrieben eingesetzt. Allerdings finden sich stets instrumentale Stücke als Untermalung wieder, keine Lieder, die zu dieser Zeit aktuell waren. Es gibt kein typisches „Happy End“ und meiner Meinung nach, kann man beim ersten Mal sehen, schnell den Überblick verlieren. Wer gehört zu wem? Wo findet die Handlung gerade statt? Und wer spielt vielleicht ein falsches Spiel? Ich denke, dass das alles sicherlich gewollt ist, denn damit wird die Spannung gehalten und ein Gefühl von Rastlosigkeit und Nervosität erzeugt. Außerdem begleiten Stilmittel bestmöglich, um die vorherrschende Stimmung zu untermalen. So wird mit dem Licht gespielt (die zwei Gesichtshälften von Michael Corleone). Die dunkle Kleidung und die im ersten Moment unscheinbaren Kleinigkeiten, wie die Orangen, werden gekonnt in Szene gesetzt. Im Gegensatz zu anderen Mafiafilmen wurde die Geschichte nicht „aus der Perspektive eines Dritten dargestellt, sondern aus ihrem Umfeld heraus“ (Ferch 2014). Ich denke, damit eröffnet Francis Ford Coppola einen völlig neuen Blickwinkel auf das Leben und die Gesellschaft. In meinen Augen ist es auch die Verbindung zwischen den Erzählelementen und der melancholischen, schwermütigen Bildsprache, die diesem Werk seinen eigenen Charme verleiht. Die Thematik ist sowohl real als auch Fiktion. „‚Der Pate‘ gilt als epochaler Hollywood-Gangsterfilm, der auch gesellschaftliche Probleme der USA transparent macht und in reißerischer Verpackung als perfekte Unterhaltung darstellt“ (3sat 2014).
Die neue Technik wurde gleich genutzt. Mir ist aufgefallen, dass viele der Szenen draußen spielen und auch oft im Dunkeln mit wenigen Lichtquellen. Das war nur durch das lichtempfindlichere Filmmaterial möglich.
Francis Ford Coppola war nicht die Wunschbesetzung als Regisseur. Die Produktionsfirma wollte einen angeseheneren Mann für diese Position, wie Sergio Leone oder Peter Bogdanovich. Doch beide wollten beziehungsweise konnten nicht (vgl. Böhme 2012). Die Wahl fiel auf den relativ unerfahrenen nur 31-jährigen Francis Ford Coppola. Dieser „war das Sinnbild eines unabhängigen Filmemachers, der seine Vorstellung von Kino nicht einschränken lassen wollte (Stechert 2014). Mario Puzo wollte Marlon Brando als Oberhaupt der „Familie“ und Francis Ford Coppola Al Pacino als Michael Corleone. Beide waren von der Produktionsfirma nicht unbedingt gewünscht. „Marlon Brando galt als unzuverlässig und Al Pacino als zu unbekannt“ (Ferch 2014). Doch der Regisseur hielt an seinen Vorstellungen fest, kämpfte beim Studio für Al Pacino und setzte sich schließlich durch (vgl. spot on news 2014). Brando wurde zu Probeaufnahmen gebeten. „Er lässt sich die Haare gelen und zurückkämmen und stopft sich Wattebäusche in die Wangen, bevor er spricht. Heiser, fast asthmatisch, vor allem aber ganz leise. Weil er beim Anhören der Stimme des Gangsters Frank Costello gelernt hat, dass wirklich mächtige Menschen nicht laut zu werden brauchen“ (Böhme 2012). Er überzeugt und spielt mit 47 Jahren den Paten der „Familie“ Corleone. Um seine Vorstellungen genau umsetzen zu können, leiert Francis Ford Coppola „Paramount das 3fache der veranschlagten Produktionskosten aus den Kassen“ (Ferch 2014). Dadurch wird in meinen Augen deutlich: die Rolle des Regisseurs ist gewachsen. Der junge Francis Ford Coppola hatte mehr Mitspracherecht in den einzelnen Schritten und baute diesen Film nach seinen Ideen auf. „Der Filmkünstler hat die Entertainment-Maschinerie erfolgreich gezähmt und ihr mit klaren Vorstellungen und neuen Impulsen seinen Stempel aufgedrückt“ (Stechert 2014).
Meiner Überzeugung nach, sind es erst diese Merkmale, die den Film „Der Pate“ zu einem viel gefeierten Meisterwerk gemacht haben. Nicht umsonst gilt er heute noch als einer der besten Filme aller Zeiten und ist ein Muss für jeden Filmeliebhaber. „Unbekannte hat er zu Stars gemacht. Stars wurden durch ihn zu Legenden. Und ein ganzes Studio hat er vor dem Ruin gerettet. Das ist gar nicht schlecht für einen Film, den lange niemand drehen und in dem viele erst gar nicht mitspielen wollten“ (Böhme 2012).
Während das Kino in der Krise steckte, nahm der Fernseher seinen Siegeszug auf. Später profitierten auch die Filmcrew davon. Bedarfsveränderungen führten zur Weiterentwicklung der Technik. Neuartige, leichtere Kameras und lichtempfindlicheres Filmmaterial machten ein Drehen außerhalb des Studios leichter und ermöglichten das Arbeiten ohne künstliches Licht Das wurde gleich ausgenutzt, in dem man auf die Straße ging, häufig in Vororten oder Städten, und die Realität filmte.
Charakteristisch für die handelnden Personen sind oft Willkürlichkeit und Sprunghaftigkeit. Neben Jump Cuts, „Schnitte, die die Regeln des stimmigen Übergangs zwischen zwei Einstellungen brechen“ (Stroh o.J.), werden auch Achsensprünge, ein Überspringen der Handlungsachse zwischen zwei Einstellungen (vgl. ebd.), verwendet. Diese desorientierenden Effekte erzeugen gewollte Impressionen von Rastlosigkeit und Nervosität (vgl. King 2002: S. 12). Durch die neue Filmtechnik und den oft außergewöhnlichen Erzählstil wurden die Regeln des früheren Films durchbrochen. Es kam zu einem Wandel, der auch dem jüngeren Publikum gefiel und es zurückholte in die Kinosessel.
Mit der Zeit schwappten die Wellen der Nouvelle Vague auch nach Nordamerika. Die Filme entfernten sich von dem klassischen Hollywoodstil. Die Zeit des „Golden Age“ war vorbei. Das bedeutet: weg von den klassischen drei Genres, Komödie, Action, Western, weg von den typischen hochbezahlten Stars (zum Beispiel Western-Filme mit John Wayne) und weg von der Vorherrschaft der Produktionsfirmen. Typisch für das „Golden Age of Hollywood“ war, dass die Filme einen Helden besaßen und in einer Traumwelt spielten, um das Publikum nicht mit der Realität zu konfrontieren. Im Gegensatz dazu steht das New Hollywood. „‚New-Hollywood‘-Filme spielen nicht in einer Traumwelt, sondern skizzieren die realen Probleme von wirklichen Personen. Helden im eigentlichen Sinne gibt es nicht – viele der Protagonisten scheitern am Ende des Films“ (Zankl 2014). Auch auf das klassische „Happy End“ wurde oft verzichtet. Viele Regisseure ließen sich von den Nouvelle Vague Regisseuren inspirieren. Sie rückten nun näher in das Zentrum der Filmproduktion und verliehen auch hier ihren Filmen eine ganz eigene Charakteristik. Es wurden sowohl inhaltliche Experimente als auch Experimente in der Umsetzung gewagt. Die Werke sollten tiefgründig, subtil und künstlerisch sein. „Das Besondere an den ‚New Hollywood‘-Filmen ist, dass sie zeitgenössische politische und kulturelle Ereignisse aufnehmen und diese filmisch umzusetzen versuchen. Thematische Grundlage dieser Filme ist all das, was auf den Straßen Amerikas stattfindet: die Hippie-Kultur, die Bürgerrechtsbewegung, die Studentenunruhen, der Kampf gegen das Establishment und der Wunsch nach individueller Freiheit. Verunsichert wird die Nation durch die Watergate-Affäre und die derbe Niederlage im Vietnam-Krieg. Auch diese Ereignisse werden in den Filmen verarbeitet und tragen oftmals zur negativen Grundstimmung der Werke bei“ (ebd.). Oft wirkten diese Themen passender für ein männliches Publikum, darum setzten sich auch hauptsächlich männliche Schauspieler durch. Das junge Publikum fand Gefallen an dem narrativen Stil vieler Filme, der „offener und frischer“ (Schiffauer o.J.) war.
Dank der Erneuerungen der Technik, floh man aus dem Studio und drehte oft an Originalschauplätzen, womit man „dem Film eine sehr dichte Atmosphäre und Authentizität verlieh“ (ebd.). Stilmittel werden mehr und mehr eingesetzt.
Auch die neue Rolle der Regisseure wurde nach kommerziellen Erfolgen anerkannt. „Regisseure wie Spielberg, Lucas, Coppola, aber auch New Hollywood-Kollegen wie Martin Scorsese, Brian De Palma oder John Carpenter experimentierten zunächst weniger mit Erzählstrukturen; viel- mehr (sic) revitalisierten sie klassische Genres durch eine sehr ausgeprägte, persönliche Handschrift, die alle ihre Filme auszeichneten und ihren Status als Film-Auteurs festigte“ (Schiffauer o.J.). Damit lösten sie das Kino aus der vorherigen starren Form und gaben ihm neue Impulse (vgl. Stechert 2014).
Der Pate als New Hollywood-Film besitzt in meinen Augen auch viele Einflüsse der französischen Filme dieser Zeit. Wie schon bei Werken aus der Nouvelle Vague spielt auch in „Der Pate“ die Musik eine große Rolle. Sie wird gekonnt und nicht übertrieben eingesetzt. Allerdings finden sich stets instrumentale Stücke als Untermalung wieder, keine Lieder, die zu dieser Zeit aktuell waren. Es gibt kein typisches „Happy End“ und meiner Meinung nach, kann man beim ersten Mal sehen, schnell den Überblick verlieren. Wer gehört zu wem? Wo findet die Handlung gerade statt? Und wer spielt vielleicht ein falsches Spiel? Ich denke, dass das alles sicherlich gewollt ist, denn damit wird die Spannung gehalten und ein Gefühl von Rastlosigkeit und Nervosität erzeugt. Außerdem begleiten Stilmittel bestmöglich, um die vorherrschende Stimmung zu untermalen. So wird mit dem Licht gespielt (die zwei Gesichtshälften von Michael Corleone). Die dunkle Kleidung und die im ersten Moment unscheinbaren Kleinigkeiten, wie die Orangen, werden gekonnt in Szene gesetzt. Im Gegensatz zu anderen Mafiafilmen wurde die Geschichte nicht „aus der Perspektive eines Dritten dargestellt, sondern aus ihrem Umfeld heraus“ (Ferch 2014). Ich denke, damit eröffnet Francis Ford Coppola einen völlig neuen Blickwinkel auf das Leben und die Gesellschaft. In meinen Augen ist es auch die Verbindung zwischen den Erzählelementen und der melancholischen, schwermütigen Bildsprache, die diesem Werk seinen eigenen Charme verleiht. Die Thematik ist sowohl real als auch Fiktion. „‚Der Pate‘ gilt als epochaler Hollywood-Gangsterfilm, der auch gesellschaftliche Probleme der USA transparent macht und in reißerischer Verpackung als perfekte Unterhaltung darstellt“ (3sat 2014).
Die neue Technik wurde gleich genutzt. Mir ist aufgefallen, dass viele der Szenen draußen spielen und auch oft im Dunkeln mit wenigen Lichtquellen. Das war nur durch das lichtempfindlichere Filmmaterial möglich.
Francis Ford Coppola war nicht die Wunschbesetzung als Regisseur. Die Produktionsfirma wollte einen angeseheneren Mann für diese Position, wie Sergio Leone oder Peter Bogdanovich. Doch beide wollten beziehungsweise konnten nicht (vgl. Böhme 2012). Die Wahl fiel auf den relativ unerfahrenen nur 31-jährigen Francis Ford Coppola. Dieser „war das Sinnbild eines unabhängigen Filmemachers, der seine Vorstellung von Kino nicht einschränken lassen wollte (Stechert 2014). Mario Puzo wollte Marlon Brando als Oberhaupt der „Familie“ und Francis Ford Coppola Al Pacino als Michael Corleone. Beide waren von der Produktionsfirma nicht unbedingt gewünscht. „Marlon Brando galt als unzuverlässig und Al Pacino als zu unbekannt“ (Ferch 2014). Doch der Regisseur hielt an seinen Vorstellungen fest, kämpfte beim Studio für Al Pacino und setzte sich schließlich durch (vgl. spot on news 2014). Brando wurde zu Probeaufnahmen gebeten. „Er lässt sich die Haare gelen und zurückkämmen und stopft sich Wattebäusche in die Wangen, bevor er spricht. Heiser, fast asthmatisch, vor allem aber ganz leise. Weil er beim Anhören der Stimme des Gangsters Frank Costello gelernt hat, dass wirklich mächtige Menschen nicht laut zu werden brauchen“ (Böhme 2012). Er überzeugt und spielt mit 47 Jahren den Paten der „Familie“ Corleone. Um seine Vorstellungen genau umsetzen zu können, leiert Francis Ford Coppola „Paramount das 3fache der veranschlagten Produktionskosten aus den Kassen“ (Ferch 2014). Dadurch wird in meinen Augen deutlich: die Rolle des Regisseurs ist gewachsen. Der junge Francis Ford Coppola hatte mehr Mitspracherecht in den einzelnen Schritten und baute diesen Film nach seinen Ideen auf. „Der Filmkünstler hat die Entertainment-Maschinerie erfolgreich gezähmt und ihr mit klaren Vorstellungen und neuen Impulsen seinen Stempel aufgedrückt“ (Stechert 2014).
Meiner Überzeugung nach, sind es erst diese Merkmale, die den Film „Der Pate“ zu einem viel gefeierten Meisterwerk gemacht haben. Nicht umsonst gilt er heute noch als einer der besten Filme aller Zeiten und ist ein Muss für jeden Filmeliebhaber. „Unbekannte hat er zu Stars gemacht. Stars wurden durch ihn zu Legenden. Und ein ganzes Studio hat er vor dem Ruin gerettet. Das ist gar nicht schlecht für einen Film, den lange niemand drehen und in dem viele erst gar nicht mitspielen wollten“ (Böhme 2012).